Peter am Harmonium

guru brahma guru vishnu   guru devo maheshwara

guru sakshat para brahma   tasmai shri gurave namah

Was bedeutet dieses Mantra?

 

Das ist einfach und komplex zugleich. Einfach ist es dann wenn du den Kopf ausschaltest und „einfach“ mitsingst. Laut, leise, schön, falsch – egal, so wie es eben in diesem Moment entstehen möchte. Die Bedeutung wird sich früher oder später in Körper, Geist und Seele manifestieren. Komplex – weil für den Verstand nicht fassbar – wird es erst dann wenn du versuchst es mit dem Kopf zu fassen.

Gu wörtlich „Dunkelheit, Ignoranz, Unbewusstheit“; ru wörtlich „Licht, Weisheit, Bewusstheit“; guru bedeutet also von der Dunkelheit zum Licht, von der Unwissenheit zur Weisheit, von der Unbewusstheit zum (universellen) Bewusstsein. Brahma ist das erschaffende Prinzip, die erschaffende Kraft die alles hervorbringt. Man könnte die Worte also so deuten: Unsere Geburt (als menschliche Lebensform) birgt die Chance (in diesem Leben) das universelle Bewusstsein beziehungweise so etwas wie Erleuchtung zu erlangen. Diese Interpretation des Mantras würde sich auch mit den Lehren der Upanishaden decken: tat swam asi oder “du bist das (alles)“. Dieses zentrale mahavekaya (Weisheit) bezieht sich auf die Idee dass alles Brahman ist, dass das höhere und das individuelle Selbst ein und dasselbe sind. Wenn du Brahman bist, und auch der Baum Brahman ist, dann sind du und der Baum ein und dasselbe (auf letzter Bewusstseinsebene). Durch regelmäßiges praktizieren yogischer Übungen (Atmung, Energielenkung, Körperhaltungen, Meditation etc.) entwickeln Yogis eine besondere Feinheit in ihren Fähigkeiten zu fühlen; nämlich dass sie eins sind mit allem was auf der Erde existiert. Man könnte dies auch eine besondere, sehr hoch entwickelte Form des Mitgefühls nennen. Da die Ressourcen unseres Planeten Erde das Leben stützen und erhalten, fühlt der praktizierende Yogi, dass es genauso in seiner Verantwortung ist, die Erde ebenso zu stützen und zu erhalten, wie sie ihn. Also eine Beziehung zu pflegen wo geben und nehem im Gleichgewicht sind.

Gemäß den Vedischen Schriften leben wir derzeit im Kali Yuga – eine Ära von Konflikt, Kampf und Zerstörung. Wenn wir Frieden und Glückseeligkeit in der Welt sehen wollen, dann führt kein Weg daran vorbei, dass wir genau diese Qualitäten in uns kultivieren.

Es gab ein Zeitalter in dem die Menschen in Einklang mit der Natur lebten. Sie nahmen nur das von der Erde was nötig war um zu überleben. Heute töten die Menschen jedes Jahr Milliarden Tiere und zerstören Millionen Hektar Land und Wasser. Der Kampf und die Kriege um natürliche Ressourcen und Lebensräume wird die kommenden Jahrzehnte immer schlimmer werden weil uns die Erde so nicht länger erhalten kann. Das Geschäft damit, die Ressourcen der Erde auszubeuten und zu horten, wurde einst als Fortschritt gepriesen. Tatsächlich, nämlich auf spiritueller Ebene, haben wir gewaltige Rückschritte gemacht. Milliarden von Menschen, Tieren und Pflanzen leiden unerträgliche Qualen aufgrund der schier unersättlichen Habgier des heutigen Menschen.

Abschließend noch ein Zitat von einem meiner Lehrer: „There is no way out, there is only a way up!“ – nämlich der Weg zu höherem Bewusstsein – guru brahma!

In Anlehnung an den Jivamukti FOM (Focus of the Month)